Freitag, 3. Oktober 2014

Wie ich meine Arbeit sehe

Eine Klientin von mir hat einen Satz gesagt, der mich sehr nachdenklich gemacht hat und aus diesem Grund möchte ich beschreiben , wie ich meine Arbeit sehe.
Diese Dame kam zu mir mit der Diagnose Adipositas und in der 1. Folgeberatung sagte sie mir auf Nachfragen, wie sich das Gewicht entwickelt habe: " Ich habe in den drei Wochen nur 4 Kilo abgenommen."
Ich habe mich innerlich und äußerlich richtig gefreut, denn es ist eine normale Gewichtsabnahme für diesen Zeitraum. Aber durch Erfahrungen mit Bekannten, die aus der Kur kamen (dort hatten diese wohl 8-10 kg in 4 Wochen abgenommen) fühlte sich diese Frau schon fast wie ein Versager. Dann kam natürlich das Schützenfest dazu, ein gesellschaftliches Ereignis, was in den Dörfern hier ein MUSS  ist. Gut, das hat vielleicht ein Pfund gemopst, aber ist das schlimm?
Was mich sehr nachdenklich gemacht hat, war auch der Blick der Frau, als sie mir diese "nur" 4 kg gebeichtet hat. Ja, es kam mir vor, wie eine Beichte, wie eine Rechtfertigung vor einem Richter.
Das bin ich nicht und dazu habe ich auch nicht das Recht!
Liebe Klienten, liebe Patienten,
wenn Sie mich als Diätassistentin für Ihre individuelle Diagnose anfragen, dann geben Sie Ihre Selbstbestimmung dadurch nicht an mich ab. Sie bestimmen das Tempo, ich gebe Anregungen, die Sie umsetzen oder auch nicht. Wenn Sie mit dem, was ich Ihnen vorschlage nicht zurecht kommen, weil es nicht in Ihren Alltag passt, dann suchen wir gemeinsam aus meinem Wissenschatz das heraus, was Sie zu Ihrem Ziel führt.Egal, um welches Ernährungsthema es sich dreht. 
Natürlich gibt es einige Gebiete, da muss ich etwas wegnehmen bzw. reduzieren modifizieren, aber ich erkläre dann auch genau, warum das nötig ist. Aber letztendlich sind Sie für sich verantwortlich und ich bin für eine gewisse Zeit an Ihrer Seite um Sie zu unterstützen. Ich habe den Blick von außen und kann Ihnen z.B. erklären, dass Ihr einstündiger Spaziergang mit dem Hund unter "Bewegung" fällt. Viele Menschen haben für diese Alltagstätigkeit den Blick verloren. Auch die Zahl auf der Waage ist allein nicht ausschlaggebend, besonders dann, wenn Sie sich in einem Fitnessstudio angemeldet haben. Da geht der Zeiger der Waage gerne mal nach oben oder das Gewicht stagniert. Warum? Weil sie gerade Muskulatur aufbauen und die ist schwerer als Fett.
Ich habe mich jetzt am Beispiel der Dame mit dem Übergewicht orientiert. Natürlich gibt es noch andere Beratungsthemen, aber da gilt das Gleiche.
 Beratung vor einer bariatrischen  OP im Rahmen des MMK: Ich habe nicht das Recht Ihnen eine solche OP auszureden. Es ist Ihr Ziel, Ihr Weg. Wer mit dieser Methode zur Gewichtsreduktion nicht umgehen  kann, der sollte in diesem Fall die Beratung an Kolleginnen oder Kollegen weitergeben.
Ich sehe mich als Ihre DIÄT-Assistentin, Ihre Begleitung. 

In diesem Sinne noch einen schönen Feiertag und ein erholsames Wochenende
Bildrechte: S. Hagedorn

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